Was ist ein Lipödem?

Als Lipödem bezeichnet man eine chronische Fettverteilungsdeformität an Armen (30%) oder Beinen (70%) bei sonst normalgewichtigen Patienten. Zusätzlich bestehen zumeist eine Hämatomneigung und eine deutliche Berührungsempfindlichkeit. Im fortgeschrittenen Stadium kann sich zusätzlich ein Lymphödem ausbilden.
Fast ausschließlich Frauen sind hiervon betroffen. Ein Häufigkeitsgipfel besteht zwischen dem 3. und 4. Lebensjahrzehnt.

Synonyme und artverwandte Begriffe zum Lipödem

  • Säulenbein
  • Fettbein
  • Türkenhosenphänomen
  • Lipidose

English:

  • Lipedema

Ursachen eines Lipödems

Da meist mehrere weibliche Mitglieder einer Familie von der Vermehrung des Unterhautfettgewebes betroffen sind, wird eine genetische Veranlagung diskutiert. Oft zeigt sich zusätzlich eine Schädigung der Kapillaren, was zu einer Flüssigkeitsansammlung im Gewebe führt. Im Laufe der Jahre führt die Zunahme von Unterhautfett und Gewebswasser (Ödem) durch einen bindegewebigen Umbau der Lymphgefäße zur Ausbildung eines sekundären Lymphödems.

Symptome eines Lipödems

Der starke Leidensdruck der betroffenen Patientinnen erklärt sich aus der erheblichen Dysproportion zwischen Oberkörper und der unteren Körperhälfte. Auf Grund der Wassereinlagerungen bestehen zudem Spannungsgefühle und dumpfe Schmerzzustände. Sind die Wulstbildungen sehr ausgeprägt, kann sich an den Oberschenkeln die Haut aufscheuern und entzünden. Oft besteht auch eine deutliche Hämatomneigung bei kleinsten Traumen. Unbehandelt nehmen die Beschwerden im Laufe der Jahre weiter zu.

Das Lipödem kann in 3 Stadien eingeteilt werden:

Stadium I Hautoberfläche glatt, Subkutis verdickt, Fettstruktur feinknotig
Stadium II Hautoberfläche uneben, Fettstruktur grobknotig
Stadium III Gewebe zusätzlich derber und härter, großlappig deformierende Fettlappen

Untersuchungen / Diagnostik beim Lipödem

Die Diagnose ergibt sich aus dem klinischen Bild mit schlankem Oberkörper und viel kräftigerem Unterkörper bei schlanken Füßen, den Wasseransammlungen (Ödemen) an Oberschenkeln und Unterschenkeln, der Hämatomneigung und den Spannungs- und Druckschmerzen.
Mittels Ultraschall (Sonographie), Computertomographie oder MRT kann die Verbreiterung des Unterhautfettgewebes gemessen werden. Zur spezifischen Untersuchung des Lymphgefäßsystems können Lymphographie oder Lymphszintigraphie erfolgen.

Vom Lipödem / Lymphödem abzugrenzen ist die generelle Vermehrung des Körperfettes bei Übergewicht (Adipositas), bei der keine Ödeme, Spannungsschmerzen oder Hämatome bestehen! Allerdings kann eine lokale Adipositas der Extremitäten im Laufe der Jahre zu einem Lipödem / Lymphödem führen.

Behandlung (Therapie) bei Lipödem

Konservative Therapie bei Lipödem

Zunächst sollten konservative Maßnahmen zur Reduktion des Fettgewebes und der Ödeme angestrebt werden. Zur physikalischen Entstauung bieten sich die Lymphdrainagen, Kompressionstherapien und Bewegungstherapien an. Eine Reduktion des krankhaft vermehrten Fettgewebes ist damit jedoch nicht möglich!

Fettabsaugung / Liposuktion bei Lipödem

Mittels einer Fettabsaugung, Liposuktion, erfolgt an den genannten Problemzonen eine Entfernung der dafür verantwortlichen Fettzellen. Eine Fettabsaugung / Liposuktion stellt jedoch keine Maßnahme zur Gewichtsreduktion dar. Durch die heute zur Verfügung stehenden schonenden Verfahren und die rasche Erholung der behandelten Patienten ist die Fettabsaugung, Liposuktion, beim Lipödem ein risikoarmer Eingriff.
Bei der Operation wird zunächst das abzusaugende Fettgewebe durch Unterspritzung mit einer speziellen Lösung, Tumeszenz, vorbereitet. Die eigentliche Absaugung erfolgt abhängig von der Menge des zu entfernenden Fettgewebes und der Größe des abzusaugenden Areals durch Kanülen unterschiedlicher Größe. Unter Einsatz eines gezielten Wasserstrahls lassen sich die Fettzellen schonend aus dem Unterhautgewebe herauslösen und absaugen. Insbesondere die wichtigen Lymphgefäße bleiben hierbei intakt. Eine Absaugung bis 4 l Fettgewebe ist hierbei risikoarm. Darüber hinaus sollten jedoch eher weitere Sitzungen geplant werden.

Weitere detaillierte Informationen zur Therapie bei Lipödem / Lymphödem finden Sie auf den Seiten über Fettabsaugung / Liposuktion.

Durch eine Liposuktion kann bei den betroffenen Patienten eine deutliche Verbesserung der Beschwerden und der Körperform erzielt werden. Da die Wassereinlagerungen (Ödeme) wesentlich abnehmen, sind die konservativen, entstauenden Behandlungen mit Lymphdrainage und Kompression nur noch bei wenigen Patienten nach einer Liposuktion weiter notwendig.

Was Sie bei Ihrem Arzt erwartet

Ihr Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie wird vor der Operation mit Ihnen besprechen, ob Ihre Erwartungen realistisch sind und ob sich eine Fettabsaugung für das von Ihnen gewünschte Ergebnis eignet. Bevor eine Absaugung empfohlen wird, sollten deshalb zunächst alle Möglichkeiten einer Gewichtsreduktion ausgeschöpft sein. Individuelle Faktoren wie die Qualität Ihrer Haut, eventuell bestehende Asymmetrien der Körpersilhouette oder der Ernährungszustand werden im Beratungsgespräch berücksichtigt. Ihr behandelnder Arzt wird Ihnen dafür individuell alle operativen Möglichkeiten erläutern.

Bei einigen Erkrankungen oder Risikofaktoren kann eine Fettabsaugung, Liposuktion, nicht oder nur nach sehr strenger Indikationsprüfung durchgeführt werden. Deswegen wird Sie Ihr Arzt im Beratungsgespräch insbesondere nach blutverdünnenden Medikamenten, nach Hauterkrankungen, nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und nach Störungen der Schilddrüsenfunktion fragen.

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